Im Juni hat die 17-jährige Schülerin Amelie N. die Petition „Schluss mit Abfragen und Exen“ gestartet. Wie viele andere wünscht sie sich, die Abschaffung von unangekündigten Leistungsnachweisen in der Schule, die in Bayern noch immer üblich sind. Stattdessen fordert sie eine positive Lernkultur ohne Angst und Druck.
Neben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern unterstützen über 20 weitere Organisationen und zahlreiche bekannte Persönlichkeiten die Petition. So zum Beispiel das Forum Bildungspolitik in Bayern e. V. mit seiner Vorsitzenden Simone Fleischmann, die Stadtschüler*innenvertretung München, der Bildungsinfluencer Bob Blume, der Kabarettist Max Uthoff und zahlreiche Erziehungswissenschaftler*innen wie Prof. Dr. Ludwig Haag, Prof. (em.) Dr. Klaus Klemm oder Prof. Dr. Sandra Fink. Auch wir gehören zu den Erstunterzeichnern.
Mittlerweile haben über 20.000 Menschen die Petition unterschrieben. Und es wären wohl noch viele mehr, wenn Schülerinnen und Schüler in Bayern bereits in der Schule darin gefördert würden, sich für die Themen stark zu machen, die ihnen wichtig sind. Doch dafür bleibt a) wenig Zeit im engen Lehrplankorsett und b) machen sie allzu oft die Erfahrung, dass sie am Ende sowieso nichts ausrichten können.
Deshalb macht es umso wütender und trauriger, dass Markus Söder, noch bevor die Petition überhaupt in den Landtag zur Abstimmung kommt, bereits erklärt, dass die Exen in Bayern natürlich bleiben. Dass er damit seiner eigenen Kultusministerin, die sich durchaus offen für eine zeitgemäße Prüfungskultur zeigt, über den Mund fährt, die demokratischen Prozesse missachtet und die Anliegen von Schüler*innen und Schülern ungeprüft niederbügelt, scheint ihm völlig egal zu sein.
Da fragt man sich wirklich, wer es denn ist, der hier Nachhilfe in Demokratie braucht: Die Schülerinnen und Schüler, denen Herr Söder seit dem neuen Schuljahr eine tägliche Verfassungsviertelstunde verordnet – oder eher unser Ministerpäsident selbst?